Ein Gedicht auf unsere Ur-Instinkte: Lucy Affarensis arbeitet seit Jahrzehnten als Fischverkäuferin im Supermarkt. Akkurat wiederholt sie die immer gleichen Abläufe. Zugewandt und doch insgeheim abgestumpft. Fisch auflegen, wiegen, tippen, Etikett kleben. Bis sie eines Tages von ihrem Chef als Neandertalerin beschimpft wird. Ohne dass sie sich dessen bewusst ist, verbünden sich ab diesem Moment ihre Instinkte mit ebendiesem Vorfahren des modernen Menschen – Lucy Affarensis durchwandert Industriesteppe, jagt mit der Sippe, verschmilzt mit einem Baum, säugt ihre unmittelbare Umgebung, taucht mit Urzeitriesen und ist ganz Sensation, ganz Empfindung und Instinkt. Die Beleidigung wird zu einem sinnlichen Befreiungsschlag, der bis zur Prähistorie und zurück führt und die zivilisatorischen Errungenschaften ad absurdum führt.
Was nützt die Moderne, wenn der Bezug zum Leben verloren geht? Wenn keine Befriedigung aus dem Tun erwächst und Sinn samt Sinnlichkeit durch Funktionieren und Konsum ersetzt werden?
Mit
Martina Struppek
Eva Kammigan
Jan Hutter
Sébastien Jacobi
Thorsten Köhler
Silvio Kretschmer